Was lange währt wird endlich gut oder wie kommt man zu einem Bimini
Wie an anderer Stelle schon angedeutet wollen wir mit unserer MERGER ins Mittelmeer. Schon seit Jahren wird unser Boot Stück für Stück systematisch auf diese Reise vorbereitet. Zu einer ordentlichen Ausrüstung gehört, wegen der vielen zu erwartenden Sonnentage, auch ein Bimini um aus unserem Cockpit eine Terrasse zu machen.
Ich bin wirklich ein begeisterter Bastler aber an ein Bimini traute ich mich als Laie dann doch nicht. Das ist eine Sache für einen Fachmann und so beabsichtigten wir es bei dem Segelmacher, der uns schon die Sprayhood und eine Steuersäulenpersenning geliefert hatte, in Auftrag zu geben. Auch darauf muss man sich gut vorbereiten und so sammelten wir Informationen im Internet und redeten mit Segelkameraden um uns über die Vor-und Nachteile der verschiedenen Konstruktionen zu informieren.
Unser Bimni sollte auf jeden Fall auch beim Segeln stehen bleiben können und so hoch wie möglich unter den Baum kommen, damit ich (175 cm) noch bequem stehen kann. Damit auch der Rudergänger noch vom Schatten profitiert sollte es auch hinter dem Achterstag bis an das Heck des Bootes reichen. Um weiterhin leicht nach vorne gehen zu können, durfte auch das notwendige Stützgestänge keinesfalls die ohnehin sehr schmalen Seitenstreifen an Deck verbauen und last but not least sollte es auch während der Fahrt leicht in wenigen Minuten auf- und abbaubar sein. Schön wäre es auch noch gewesen Achter- und Vorderteil getrennt einrollen zu können. Das hätte die Möglichkeit geboten auf dem hinteren Teil feste Sonnenkollektoren zu montieren. Eine solche Lösung war uns letztlich aber zu aufwendig, weshalb wir sie wieder fallen ließen.
Auf Basis dieser Anforderungen entschieden wir uns schließlich für ein Foto, das ich irgendwo gemacht hatte, und gingen damit zu unserem Segelmacher um uns beraten zu lassen. Er sah in unseren Wünschen kein Problem und versprach uns auf dieser Basis ein Angebot zu machen, was auch innerhalb ein paar Tagen eintraf. Außer dem Wort Bimini und einer Summe, die uns zunächst erst einmal tief schlucken ließ, stand dort aber nichts. Zumindest eine Kurzspezifikation hätte ich erwartet. Weil ich wegen meiner Schwerhörigkeit nicht so gerne telefoniere, schrieb ich unsere Anforderungen noch einmal in einer Email zusammen und ließ sie mir bestätigen. (Wie sich später herausstellen sollte, war das die einzig richtige Vorgehensweise, denn so hatte ich etwas Schriftliches in der Hand.) So wurden wir uns schnell einig und da ich bereit war sofort (wir hatten Mitte Juni 2007) die Hälfte anzuzahlen versprach er uns auch bis Ende Juli fertig zu sein. Das sollte kein Problem sein, war doch unser Sommerurlaub für Mitte August geplant. Alles bestens also – so dachten wir jedenfalls.
Als wir über ein Wochenende Ende Juli mal wieder beim Boot waren, hatte sich tatsächlich etwas getan. Am Heck waren zwei Stangen, denen man deutlich ansah, dass daraus mal unser Bimini werden sollte. Ein kurzer Besuch beim Segelmacher ließ uns beruhigt wieder heimfahren, bis zu unserem Urlaub würde alles fertig sein. Berufliche Gründe machten es dann notwendig den Urlaub auf September zu verschieben und, der geneigte Leser ahnt es bereits, das Bimini wurde trotzdem nicht fertig, weder im August noch im September. Wirklich notwendig war es wegen des recht durchwachsenen Wetters auch nicht und so fuhren wir ohne Bimini in unseren Urlaub (Reisebericht), d. h. nicht ganz ohne, denn die beiden nackten Stangen waren ja schon da und klapperten wild mit jeder Welle. Ich habe eine Weile gebraucht aber dann gelang es mir doch das Ganze mit Hilfe von ein paar alten Tüchern und reichlich Tau einigermaßen ruhig zu stellen.
Unser Bimini aufgebaut |
und am Achterstag zusammengeklappt. |
Ende Oktober kamen wir dann um unser Boot ins Winterlager zu bringen und oh Wunder, man glaubt es kaum, das Bimini war fertig montiert. Natürlich musste ich es gleich ausprobieren aber schon nach wenigen Minuten stand ich vor einem Rätsel. Alles war am Heck des Bootes hinter dem Achterstag. Mindestens eine der Stangen und ein Teil der Plane mussten aber vor das Stag. Wie war das nun wieder zu bewerkstelligen, hatte ich da etwas Entscheidendes nicht verstanden? Mir blieb nichts anderes übrig als den Segelmacher aufzusuchen und mir das System mal erklären zu lassen. Ich muss mich mit meinen Fragen wohl sehr dumm angestellt haben, denn er war relativ schnell bereit einen Mitarbeiter zu schicken, der uns das mal richtig zeigen sollte.
Am Boot angekommen montierte er zunächst die ganze Plane von der vorderen Stange um die diese dann an einer Trennstelle auseinander zu ziehen. Dazu musste er auf Zehenspitzen auf den Cockpitbänken balancieren um die Stange stückchenweise unter Beachtung des richtigen Winkels zuerst auseinander und dann vor dem Achterstag wieder zusammen zu bauen. Anschließend musste die Plane an Reißverschlüssen geöffnet und um das Achterstag wieder zusammengebaut werden. Keine leichte Aufgabe, die man schnell mal nebenbei macht aber es entstand tatsächlich ein richtiges Bimini. Spätestens bei der Vorstellung das bei Seegang machen zu müssen sträubten sich mir die Nackenhaare. Auf meine Frage, warum er das so und nicht wie vereinbart am Achterstag zusammenklappbar gebaut habe, meinte er nur, dass sehe einfach eleganter aus. Eleganz hin oder her, mit dieser Lösung konnte ich mich nicht anfreunden und das würde ich keinesfalls akzeptieren. In den Nächten fror es bereits und wir wollten ins Winterlager und so vertagten wir das Problem wohl oder übel auf das nächste Frühjahr.
Jetzt Mitte Mai 2008 hatten wir eine Woche Urlaub und waren auch gewillt dem Thema Bimini ein paar Tage davon zu opfern. Wohl vorbereitet mit unserer Anforderungsliste und detaillierten Fotos (Danke Armin!) wie man es richtig macht, suchten wir unseren Segelmacher wieder auf um das Problem endlich aus der Welt zu schaffen. Dank unserer Argumentation war auch die Notwendigkeit einer Änderung nicht wirklich strittig. Zum Schluss war es dann gar nicht so aufwendig. Lediglich die Befestigung des Gestänges musste in knapp zwei Stunden Arbeit geändert werden. Bis auf die Abdeckpersenning passte alles andere perfekt. Deren Änderung machten allerdings noch weitere zwei Besuche in der Werkstatt notwendig, so dass wir dem Thema Bimini noch einmal anderthalb Tage unseres Urlaubes opfern mussten. Dafür haben wir jetzt ein perfekt sitzendes in 3 Minuten auf- und in 5 Minuten wieder abbaubares Bimini und sind damit sehr zufrieden.
Dieser „Werdegang“ eines Biminis ist sicher etwas lang geworden. Das musste so sein, denn alles hat sich so in Wirklichkeit abgespielt. Lediglich den Namen des Segelmachers zu nennen habe ich mir verkniffen. Letztendlich hat er zwar gute Arbeit abgeliefert aber wegen der für ein solches Projekt doch etwas übertriebenen Bearbeitungsdauer möchte ich ihn lieber doch nicht weiterempfehlen.